Marken-Dichtstoffe für die fachgerechte Abdichtung von Bauanschluss- und Konstruktionsfugen.
Die Diskussion über die richtige Abdichtung von sogenannten Bauanschlussfugen beschäftigt schon seit Jahrzehnten die Fachwelt und wird zum teil mit religiösem Eifer geführt. Mit Bauanschlussfugen ist der Abstand zwischen montiertem Bauelement (Tür, Fenster) und dem Baukörper (Haus, Wand) gemeint, umgangssprachlich "Einbauluft" bezeichnet.
Dass dies nicht so einfach ist, wie man sich das vorstellt oder das ein oder andere Baumarkt-Video vorgaukelt, kann man an vielen Montagesünden in Wohngebieten sehen, wo gelb gewordener Bauschaum-Schwamm aus den Fugen quillt. Nein, es reicht nicht, ein Fenster oder eine Haustür einfach mit Bauschaum zu verschäumen.
Bevor man sich an eine solche Arbeit macht, sollte man sich erkundigen, was die unbedingten Notwendigkeiten und deren Hintergründe sind. Und sich das geeignete Material dafür zu besorgen. Bei der Abdichtung kann mitunter am meisten Falsch gemacht werden. Wir haben für Sie Montagematerial zusammengestellt, mit dem wir jeden Tag Bauelemente gemäß RAL montieren. Und wenn Sie Fragen haben, beachten Sie die Hinweise weiter unten auf der Seite.
Was muss man bei der Abdichtung beachten?
Es sind zwei Prinzipien zu verinnerlichen:
1. Die 3-Ebenen-Abdichtung
2. Innen dichter als außen.
Diese zwei Prinzipien sind immer gleichzeitig zu beachten und umzusetzen. Und DAS hat WESENTLICH etwas mit dem richtigen Montagematerial zu tun.
Die 3-Ebenen-Abdichtung
Gemäß der RAL-Güterichtlinie, dem Grundsatz und die Bibel der Bauelemente-Montage, ist bei jeder Montage darauf zu achten, dass eine 3-Ebenen-Abdichtung herzustellen ist. Diese 3 Ebenen dienen zum Schutz gegen:
1 - Zugluft
2 - Feuchtigkeit
3 - Wärme/Kälte (Temperatur)
Diese Abdichtung wurde seit Jahrzehnten traditionell mittels Bauschaum und den Dichstoffen Acryl und Silikon hergestellt. Der Bauschaum übernahm dabei die Funktion der Kältebrückenunterbrechung/Dämmung. Und tatsächlich hat diese Variante - bei ordentlicher Ausführung - bis heute ihre Berechtigung. Sie wird jedoch seit ca. 10 Jahren zunehmend abgelöst durch vorkomprimierte Multifunktionsbänder, die vor der Montage auf die Bauelemente aufgeklebt werden und dekomprimiert alle 3 Schutzebenen übernehmen.
Beim Einsatz von "Kompribändern" haben Dichtstoffe nur noch die Funktion, die Fugen optisch zu schließen. Sie übernehmen keine mechanische Aufgabe. Trotzdem gilt auch hier, wie auch bei der Bauschaum-Montage:
Beachten Sie das Prinzip: "Innen dichter als Außen".
Innen dichter als Außen
Bei der Abdichtung der Bauanschlussfugen ist die Berücksichtigung von Feuchtigkeit ein wesentlicher Punkt, ohne den langfristige und teure Schäden drohen. Es ist immer zu beachten, dass das Mauerwerk ein Bauteil ist, das Feuchtigkeit enthält und jederzeit enthalten kann. Gerade in Bereichen mit hoher relativer Luftfeuchte in der Raumluft (z.B., Badezimmer, Küche, Schlafzimmer) diffundiert die Luftfeuchte durch das Mauerwerk nach außen. Sehr langsam zwar, aber die hohe Luftfeuchtigkeit nach dem Duschen im Bad wird z.T. durch das Mauerwerk aufgenommen und bewegt sich nach außen.
Der Feuchtigkeit im Mauerwerk muss die Gelegenheit gegeben werden, in die Umgebungsluft zu diffundieren. Man muss sie rauslassen. Hierfür ist eine diffusionsoffene Fassade herzustellen. Der erste und teuerste Fehler, den man daher machen kann, ist die Fassade mit diffusionsdichtem Material zu belegen (z.B. eine falsche Fassadenfarbe). Ein anderer gern gemachter Fehler ist diffusionsoffene Fassadendämmung mit der falschen Seite nach innen zu verlegen. In beiden Fällen sind die Folgen gleich und für jedermann sichtbar: große Blasen an der Hauswand aus abgelöstem Fassadenputz. Die Blasen entstehen dabei tatsächlich aus Wasser, das sich aus dem Stein nach draußen drückt, aber nicht wegkann. Wie bei einer Folie, die man um das Haus spannen würde.
Bei Bauanschlussfugen gilt das gleiche Prinzip, nur deutlich verstärkt, da die Fugen nur 80-90mm tief sind, während ein Mauerwerk 270-320mm stark ist - plus Fassadendämmung. Alle Fehler schlagen hier deutlicher durch.
Dichstoff innen:
Innen nutzt man Acryl als Dichtmittel. Diese Werkstoff ist diffusionsdicht und lässt sich - als positiver Nebeneffekt - überstreichen. Acryle haben i.d.R. einen Dehnungskoeffizienten von 5% und sind schon deswegen nur innen zu nutzen. (Mehr dazu unten)
Dichstoff außen:
Für außen ist Silikon als Dichtstoff einzusetzen. Silikone sind diffusionsoffen und haben einen Dehnungskoeffizienten von i.d.R. von >20%.
Beim Einsatz von Multifunktionsbändern werden Bauanschlussfugen nur aus Gründen der Optik mit Dichstoffen verschlossen. Hier können theoretisch innen und außen Silikone eingesetzt werden, da die dichte Ebene von den Multifunktionsbändern sichergestellt wird. Prüfen Sie die Verträglichkeit der Dichstoffe mit den Multifunktionsbändern!
Die richtige Silikonfuge / Acrylfuge
Stichworte:
- Wartungsfuge
- 3-Flanken-Haftung
- Dehnungskoeffizient
- 2mal breiter als tief
Silikon reindrücken, abziehen, fertig? Nein, so einfach ist es leider nicht. Auch hier muss man Wissen mitbringen.
1. Dichtfugen sind Wartungsfugen.
Das Leben einer Dichtfuge ist endlich.
Seien Sie sich bewusst, dass Ihre Dichtfugen nicht für alle Ewigkeiten halten. Sie können abreißen. Daher sind sie regelmäßig zu kontrollieren und ggf. neu zu setzen. Daher spricht man dabei von Wartungsfugen. (Im Bad sind Dichtfugen nach Norm sogar alle 2 Jahre zu tauschen. Proaktiv! Macht natürlich keiner.)
2. 3-Flanken-Haftung
Nutzen Sie immer Dichtschnüre, wenn möglich.
Materialien verändern sich bei unterschiedlichen Temperaturen. Man kenn das von Wasser und Eis. Das trifft auch auf Materialien am Baukörper, sprich Haus zu. Kunststoffe und Aluminium, die vor allem bei Fenstern und Haustüren zum Einsatz kommen, unterliegen einer starken temperaturbedingten Beeinflussung. Sie dehnen sich bei Wärme und ziehen sich bei Kälte zusammen.
Dazu kommt noch die mechanische Beeinflussung durch zuschlagende Fenster- und Haustürflügel, die man auch "Erschütterung" nennen kann.
Die Dehnung und die Erschütterung sorgen dafür, dass sich eine Bauanschlussfuge kontinuierlich in der Größe verändert. Sie wird schmäler und dicker. Dieser Umstand wird von den Dichtstoffen im Rahmen ihrer Möglichkeiten abgefangen (Beachte: Dehungskoeffizient). Sie dehen oder schrumpfen mit. Daher sind Silikone und Acryle im ausgehärteten Zustand auch weich wie ein Gummiball.
Dafür dürfen die Dichtstoffe aber nur mit zwei Flanken in Berührung kommen, z.B. dem Bauelement und dem Mauerwerk. Der Dichtstoff ist so entwickelt, dass er bei einer ordentlichen Ausbringung nach "rechts und links" ziemlich flexibel ist. Wenn aber jetzt noch was "von hinten" an der Dichtfuge zieht, dann haben wir eine 3-Flanken-Haftung - dann wird das für den Dichtsoff zuviel und er kann abreißen. Eine 3-Flanken-Haftung liegt z.B. dann vor, wenn man Silikon ein eine Fuge zwischen zwei Kunststoff-Bauteile drückt und der Fugen-Grund auch aus Kunststoff besteht. Das sind drei Flanken, die sich verändern können.
Ideal ist es, wenn sich der Fugengrund, auf den man das Dichtmittel drückt, mit dem Dichtmittel mitbewegen kann. Daher sind, wann immer möglich, Rundschnüre / Hinterfüllschnüre in die Fuge einzudrücken und als Grundlage zu nutzen. Rundschnüre bestehen aus einem flexiblen Schaumstoff, der sich mit der Dichtmittelfuge und den Bauelementen mitbewegen kann.
3. Dehnungskoeffizient
Für Dichtfugen auf der Außenseite ist ein Dehnungskoeffizient von mind. 20% notwendig.
Wie oben zu lesen ist, ist gemäß dem Grundsatz "Innen dichter als außen" der Dichtstoff Silikon für die äußere Bauanschlussfuge zu verwenden.
Das ist jedoch ziemlich unpolulär, da Silikon nicht überstreichbar ist und es von Acryl so "tolles Struktur-Acryl" gibt, das aussieht wie Rauputz. Jedoch: RAPUCRYL oder ähnliche Struktur-Acryle sind nicht geeignet für den äußeren Einsatz!
Der Grund ist der Dehnungskoeffizient: Wie oben zu lesen muss ein Dichtmittel die Bewegungen des Bauelements aufnehmen können, damit es nicht abreißt und die Fuge durchlässig wird. Während Bauanschlussfugen auf der Innenseite mit Temperaturen zwischen 18° und 24°C zu tun haben, müssen Fugen auf der Außenseite ganz andere Temperaturen überstehen. Je nach Farbe und Material des Werkstoffs kann es Oberflächentemperaturen zwischen -5° und 70° haben.
Ein Dichtstoff muss Dehnungen in beide Richtungen aushalten können. Für den Außenbereich sind daher Dichtstoffe mit einer Dehnungsaufnahme von mind. 20% empfohlen. Das bedeutet 10% in beide Richtungen. Ist eine Fuge 8mm breit, bedeutet das, das Dichtmittel muss sich 1,6mm ausdehnen können: jeweils 0,8mm nach rechts und links. Acryl hat i.d.R. nur eine Dehnungsaufnahme von 5%, was in dem Beispiel bedeuten würde, eine maximale Ausdehnung von 0,2mm pro Seite. Das ist für den Außenbereich viel zu wenig.
Auch hier gibt es Ausnahmen für spezielle Anwendungen. Die Dehnungsaufnahme ist beim Einsatz von Dichtstoffen daher immer zu prüfen.
4. 2mal breiter als tief
Es kommt auf die Kombination von Tiefe und Breite der Fuge an. Eine zu tiefe Fuge ist genau so schlecht, wie eine zu breite.
Damit die Dichtstoffe (Silikone, Acryle) ihre versprochenen Wirkung zeigen können, müssen sie richtig ausgebracht werden. Dabei ist das Prinzip "2mal breiter als tief" anzuwenden. Das bedeutet, eine Fuge mus doppelt so breit sein, als sie tief ist.
Beispiel 1: Eine Fuge zwischen einem Fenster und dem Mauerwerk ist ca. 10mm tief.
Wenn ich diese Fuge komplett mit Dichtmittel auffüllen möchte, muss die Fugenbreite mindestens 20mm betragen. Möchte ich das nicht (was nicht empfehlenswert ist), muss ich die Fuge mittels Rundschnüren auffüllen)
Beispiel 2: Eine Fuge zwischen einem Fenster und dem Mauerwerk ist ca. 8mm breit.
Die Tiefe der Fuge darf maximal 4mm betragen.